Die Steinsuppe

Einmal zog ein Vagabund mit seinem Wagen in ein Dorf. Er klopfte am nächstgelegenen Haus. „Es gibt in der ganzen Gegend keinen Bissen zu essen“, sagte man ihm, bevor er nur den Mund aufmachen konnte. „Oh, ich habe alles, was ich brauche“, winkte er ab. „Ich will eine Steinsuppe machen und bräuchte nur einen Topf. Ihr seid alle eingeladen!“ Zögernd gab man ihm einen Topf. Er füllte ihn mit Wasser und machte ein Feuer darunter. Dann holte er einen grauen Stein aus seinem Sack und legte ihn ins Wasser. Mittlerweilen waren alle Dorfbewohner neugierig auf dem Platz erschienen. „Ah“, sagte der Vagabund recht laut zu sich selbst, „ich liebe diese Steinsuppe. Einmal hatte ich eine Steinsuppe mit Kohl, die war natürlich kaum zu übertraffen.“ „Naja“, sinnierte eine Dorfbewohnerin, „so einen Kohl hätte ich gerade noch“, und holte ihn herbei. „Großartig!“, rief der Vagabund. „Ja“, brummte der Metzger, „aber was ist schon ein Kohl ohne Pökelfleisch?“ „Gewiss“, nickte der Vagabund, „das müsste gehen!“ „Und Kartoffeln“, rief eine alte Frau, „in eine Suppe gehören Kartoffeln! Ein paar verschrumpelte müsste ich noch haben…“ Zwiebeln tauchten auf, Möhren, Pilze, die Suppe dampfte und duftete, dass allen das Wasser im Mund zusammenlief. Und schließlich saßen sie beisammen, jeder mit seinem Teller, und sie nahmen ein zweites und ein drittes Mal nach, und es wurde ein fest. Ja, wirklich, ein richtiges Fest!

Legende


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